Was hat deine Blutgruppe mit der Ernährung zu tun?

Beim Stichwort Blutgruppe denken wir vermutlich weniger ans Essen, sondern vielmehr ans Blutspenden oder den Bio-Unterricht in der Schule.

Der Zusammenhang von Blutgruppe und Ernährung erscheint daher nicht nur neu, sondern auch wenig plausibel. Denn was soll das eine mit dem anderen zu tun haben?

Schließlich gilt die Blut-Gruppe vor allem als ein Blut-Faktor, der in der Transfusionsmedizin eine Rolle spielt.

Untersuchung von Blutproben und Bestimmung der Blutgruppe. © Foodfibel.de
Die wichtigsten Marker in deinem Blut sind AB0 und der Rhesusfaktor. Zusammen mit weiteren Blutfaktoren wie Kell, Mn oder Lewis machen sie dein Blut einzigartig.

Die Übertragung von Blut wird bereits seit dem 16. Jahrhundert ausprobiert. Dabei war das Ergebnis einer Transfusion lange Zeit wie Russisch Roulette und niemand konnte sich erklären, warum ein Teil der Patienten gerettet werden konnte, während die anderen das Ganze nicht überlebten.

Licht ins Dunkel brachte der baltische Pharmakologe Hermann Stillmark, der 1888 die Blutgerinnung entdeckte. Er konnte erstmals beobachten, wie ein Pflanzenextrakt aus Rhizinussamen Blutproben gerinnen ließ.

Heute wissen wir, dass die Rhizinusbohne den Wirkstoff Rizin enthält. Ein Lektin, das sich an die Blutzellen heftet, sie zu Zellhaufen verklebt, in die Zellen eindringt und sie tötet.

Lektine: Blutgerinnung durch Pflanzenextrakt

Nach der Entdeckung von Rizin fand man in zahlreichen Pflanzen weitere Lektine, die mit dem Blut reagieren.

Extraktion von pflanzlichen Inhaltsstoffen im Labor. Mörser, Destillation, historische Laboreiinrichtung. © Foodfibel.de
Extrakte von Pflanzen enthalten zahlreiche Wirkstoffe. Darunter auch Lektine, die Antikörper und Abwehrstoffe der Pflanze. Lektine sind weit verbreitet in Grünpflanzen, Saaten, Getreide und Hülsenfrüchten.

Der schlesische Arzt Paul Ehrlich nutzte die neuen Pflanzenlektine für seine Immunforschung und entdeckte auf diesem Wege das Prinzip von Antigen und Antikörper.

Durch Mischung von Blutproben entwickelte Karl Landsteiner dann um 1900 ein System der Einteilung von Blut in verschiedene Blutgruppen. Die heutigen AB0-Blutgruppen.

Für diese Forschungen wurde er 1930 mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet.

Der Immuneffekt von Lebensmitteln

In Versuchen mit Erdnüssen und Bohnen konnte Landsteiner zeigen, dass nicht nur Gifte, sondern auch Lebensmittel mit dem Blut reagieren und Blut gerinnen lassen.

Der US-Forscher und Immunologe William Boyd stellte sogar fest, dass bestimmte Lebensmittel nur bestimmte Blutgruppen verklumpen lassen.

So konnte er beobachten, wie der Extrakt der Lima-Bohne nur das Blut von Blutgruppe A gerinnen lässt.

Bohnen, Linsen und Saaten in Schalen. © Foodfibel.de
William Boyd untersuchte 262 Pflanzenarten auf ihre Lektine. Die Ergebnisse seiner Untersuchungen veröffentlichte er 1949 in seinem Werk „Fundamentals of Immunology“.

Darüber hinaus bemerkte der US-Mediziner James D’Adamo in seiner Arztpraxis immer wieder die gleichen Krankheiten bei den gleichen Blutgruppen. Denn er hatte es sich zur Angewohnheit gemacht, bei seinen Patienten stets die Blutgruppe zu notieren.

Seine Erfahrungen publizierte er 1980 in seinem Werk „One Man’s Food : Is Someone Else’s Poison“. Des einen Nahrung – ist des anderen Gift.

Blutgerinnung durch Lektine. © foodfibel.de
Lektine, Blutgerinnung und erhöhte Cytokin-Werte triggern das Immunsystem und fördern Allergien sowie entzündliche Autoimmunkrankheiten.

Sohn Peter D’Adamo trat in die Fußstapfen seines Vaters. Als Arzt, Blutgruppenforscher und Autor. Denn ihn interessierten vor allem die Gründe und Ursachen:

  • Warum verhalten sich die Blutgruppen so unterschiedlich?
  • Welchen Einfluss haben Lektine in Lebensmitteln auf die Körpergewebe und Organe?
  • Und wie beeinflussen die AB0-Antigene und Antikörper unser Mikrobiom, Keime und Krankheiten?

Basierend auf den bis dato bekannten Lektinen verfasste Peter D’Adamo daher erstmals Lebensmittel-Empfehlungen für die vier AB0-Blutgruppen. A, B, 0 und AB.

Und mit seinen Büchern zum Thema „Blutgruppe und Ernährung“ legte Peter D’Adamo vor rund 20 Jahren den Grundstein für die heutige typgerechte Ernährung.

Doch was genau ist das AB0-System?

Dein AB0-Antigen ist dein „Selbstmarker“.

Das A, B oder 0 ist der Reisepass deiner Körperzellen. Denn deine Immunzellen prüfen bei jedem Zellkontakt, ob das richtige Blutgruppen-Antigen vorhanden ist. Und fehlen der Zelle, dem Virus oder dem Bakterium die richtigen AB0-Marker, werden sie als Eindringling eingestuft und angegriffen.

Beispielsweise haben Corona-Viren ein A-Antigen auf der Oberfläche. Die Blutgruppen 0 und B verfügen über Anti-A Antikörper und können daher effektiver gegen Corona vorgehen.

Schaubild Biochemie der Blutgruppen. Antigene, Antikörper. © foodfibel.de
Die AB0-Antigene finden sich auf deinen Körperzellen und in den Körperflüssigkeiten. Das Antigen besteht aus dem Zucker Fucose als Fuß. Die Blutgruppen A und B haben zusätzliche Signalzucker auf der Fucose.

Die AB0-Antigene in den Sekreten von Träne, Speichel, Sperma oder Darmsekret neutralisieren Viren und Bakterien.

Die Antigene binden ebenfalls die schädlichen Lektine bestimmter Lebensmittel bevor sie deine Zellen erreichen. Sie wirken dabei wie ein „Schmutzfänger“ in der Waschmaschine.

So prägt die Blutgruppe dein Mikrobiom

Die AB0-Antigene und -Antikörper sind Immunfaktoren zum Schutz gegen Viren, Bakterien und Parasiten.

Und da wir es bei den vier Blutgruppen mit vier verschiedenen Systemen von Antigen und Antikörpern zu tun haben, ist es naheliegend, dass diese vier Blutgruppen auch sehr unterschiedlich mit den verschiedensten Erregern interagieren.

Schließlich haben die meisten Keime selbst Antigene auf ihren Oberflächen, auf die deine AB0-Antikörper reagieren:

  • Blutgruppe 0 hat eher schwere Verläufe von Cholera, Pest, Tuberculose und Mumps.
  • Blutgruppe A ist stärker von Pocken und Pseudomonas aerugionosa betroffen.
  • Blutgruppe B zeigt sich anfälliger für Gonorrhoe, Tuberkulose, Streptococcus pneumoniae, E.coli und Salmonella.
  • Blutgruppe AB ist ebenfalls von Pocken, E.coli und Salmonellen betroffen.

Die AB0-Blutgruppe wird mittlerweile in zahlreichen wissenschaftlichen Fachartikeln mit den unterschiedlichsten Krankheiten korreliert:

„Human ABO Blood Groups and Their Associations with Different Diseases“, 2021, Pubmed.

„Your Blood Type May Influence Your Stroke Risk“. 2022, Health.com.

„Genetically Determined ABO Blood Group and its Associations With Health and Disease“, 2020, Arteriosclerosis, Thrombosis, and Vascular Biolog.

Anfüttern und Abstoßen der Mikroben mit AB0

Die meisten Menschen geben ihre AB0-Antigene in ihre Körpersekrete ab. Dort ist das A-Antigen für einige Bakterien ein nahrhafter Zucker. Für andere Keime ist es ein Störfaktor, der die Anheftung und den Angriff auf deine Zellen oder deine Darmwand verhindert.

Bestimmte Keime fühlen sich daher sehr wohl und bleiben. Während andere abgeschreckt werden und gar nicht erst bei dir sesshaft werden.

Infolgedessen entstehen in deinem Mikrobiom je nach Blutgruppe unterschiedliche Gemeinschaften von Viren und Bakterien.

Schaubild: Interaktion innerhalb des Mikrobioms. Positive und negative Feedback Verbindungen zwischen den verschiedenen Keimen. © foodfibel.de
Die Zusammensetzung deines Mikrobioms ergibt sich aus dem Zusammenspiel von Mikroben, ihren Stoffwechselprodukten und deiner Ernährung. Und den Antigenen und Antikörpern deiner Blutgruppe. [Nature.com]

Das A-Antigen der Blutgruppe A ist zudem ein Hemmstoff für das Darmenzym „Intestinale Alkalische Phosphatase“ kurz IAP.

IAP neutralisiert und spaltet die Lipopolysaccharide in der Kapselhülle Gram-negativer Bakterien. Und so ist IAP die Waffe gegen schädliche Gram-negative wie E. coli, Pseudomonas, Chlamydien und Pesterreger Yersinia. Auf diesem Wege schützt IAP auch dein NAD, vor „Inflammaging“ und vorzeitiger Alterung.

Wird IAP durch das A-Antigen im Darmsekret gehemmt, erklärt dies, warum vor allem Blutgruppe A mit Gram-negativen zu kämpfen hat.

Darum geben rund 10 % der Menschen mit Blutgruppe A ihr A-Antigen lieber nicht in das Darmsekret. Sie schützen so ihr IAP. Sie sind sogenannte „Nicht-Sekretoren“.

Was ist ein Nicht-Sekretor?

Nicht alle Menschen sekretieren ihr A, B oder 0 in die Körperflüssigkeiten. Daher bezeichnet man diese Gruppe als „Nicht-Sekretoren“.

Da beim Nicht-Sekretor die Abwehr-Antigene gegen Keime und Bakterien fehlen, führt das häufig zu bakteriellen Infektionen und Entzündungen von Mandeln, Blinddarm, Mittelohr, Atemwegen oder Darmerkrankungen wie Morbus Crohn.

Hast du mehrere oder alle dieser Anzeichen? Dann besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass du einer dieser seltenen Nicht-Sekretoren bist.

Nicht-Sekretoren machen zwar nur 10 % der Bevölkerung aus, beim Arzt und im Krankenhaus jedoch 70 % der Patienten.

Blutgruppe A,B, 0 und Sekretorstatus prägen die Zellen und Enzyme der Darmwand.

„Relationship between the secretor status and the expression of ABH blood group antigenic determinants in human intestinal brush-border membrane hydrolases“, Tridou et al., 1983.

Die Prägung durch Blutgruppe

Deine Blutgruppe ist nicht nur ein Magnet für Keime und Lektine. Vielmehr ist das AB0-Gen ein Gen-Schalter, der bereits im Embryo eine Vielzahl weiterer physiologischer und biochemischer Weichen stellt.

Je nach Blutgruppe steuert AB0 die Ausbildung deiner Blutgefäße, deiner Verdauungsorgane, den Stoffwechsel, Hormone und definiert dein Immunsystem.

Der Chromosomensatz des Menschen. Chromosom 9 mit dem Gen für die Blutgruppe. © foodfibel.de.
Das Gen für AB0 liegt auf Chromosom 9q direkt neben weiteren wichtigen Genen. So zum Beispiel DBH für den Dopaminstoffwechsel.

Liegen Gene dicht beisammen spricht man von einer Kopplungsgruppe, denn in der Vererbung werden sie als ganzes Paket weitergegeben.

Die Gene der Blutgruppen A, B und 0 reisen somit in Gesellschaft und haben stets ihre eigene Entourage an typischen Eigenschaften dabei.

Auf diese Weise können Eigenschaften gebündelt und zu unterschiedlichen Paketen geschnürt werden. Und dies ergibt ein Sortiment von Menschentypen für eine wechselhafte Umwelt.

Die AB0-Blutgruppen sind daher mehr als einfache Blutfaktoren. Deine Blutgruppe ist ein zentraler Marker deiner Biochemie und definiert deinen biologischen Typ.

Blutgruppe und Kinderwunsch

Die Effekte von Blutgruppe, Antigen und Antikörper spielen auch im Kontext von Kinderwunsch und Fruchtbarkeit eine große Rolle.

Portrait von glücklichen Paar zeigt Schwangerschaft Kit . © Wavebreak Media Ltd  123rf.com.
Die Blutgruppe des Vaters und der Mutter entscheiden über die Fruchtbarkeit und den Verlauf der Schwangerschaft.

So hat eine 0-Mutter bekanntlich Antikörper gegen A. Und in diesem Anti-A Umfeld haben A-Spermien vom A-Vater oder eine befruchtete A-Eizelle einen schweren Stand.

Für eine erfolgreiche Schwangerschaft ist es daher von Vorteil, wenn die Mutter nur wenige Blutgruppen-Antikörper aufweist. Und diese mütterlichen Antikörper lassen sich am einfachsten absenken indem die 0-Mutter sämtliche Lebensmittel meidet, die ihr Anti-A stimulieren könnten.

Dabei handelt es sich um Lebensmittel, die selbst das A-Antigen enthalten, oder generell Immunreaktionen auslösen. Nachzulesen sind diese Lebensmittel in den Büchern von Peter D’Adamo ebenso wie in der Foodfibel App.

Risiko Rhesus-Faktor

Neben der AB0-Blutgruppe hat vor allem der Rhesusfaktor einen erheblichen Einfluss auf den Verlauf einer Schwangerschaft. Denn Rhesus-negative Mütter können ein Rhesus-positives Kind abstoßen oder ungewollt schädigen. Insbesondere, wenn es sich um das zweite rhesus-positive Kind handelt.

Bei der Geburt des ersten Kindes kommt die Rhesus-negative Mutter in direkten Kontakt mit dem Kindesblut und dem darin enthaltenen Rhesusfaktor. Spätestens jetzt entwickelt sie Antikörper gegen Rhesus, die dann beim zweiten Kind zu einem Problem werden:

Die Antikörper gelangen über Plazenta und Nabelschnur in den Embryo und können bei einem Rhesus-positiven Kind zu Organschäden führen. Zu Entwicklungsstörungen, bis hin zur Fehlgeburt.

Ein Risiko besteht nur bei einer Rhesus-negativen Mutter und einem Rhesus-positiven Vater.

Der Rhesusfaktor wird dominant vererbt. Das heißt, auch wenn der Vater selbst positiv ist, könnte er über ein zweites Gen für Rhesus-negativ verfügen, und dieses an das Kind weitergeben.

Der Rhesusfaktor ist auch anthropologisch sehr interessant, denn er wirft die Frage der Artengrenze auf.

In der Biologie spricht man bekanntlich von zwei separaten Arten, wenn Mutter und Vater aus jeweils unterschiedlichen Gruppen keine (fortpflanzungsfähigen) Nachkommen (mehr) haben können.

Wie lässt es sich also deuten, wenn die Rhesus-negative Mutter das Rhesus-postive Kind als „fremd“ abstößt?

Rhesus als Artengrenze?

Weist der Rhesusfaktor auf eine weiche Artengrenze innerhalb der menschlichen Spezies? Waren oder sind Rhesus-positive und Rhesus-negative zwei biologische Arten des Homo sapiens? Ist Rhesus-Negativ eine zweite Art?

Frühe Hominiden und zahlreiche indigene Völker sind bis heute rhesus-positiv. Dagegen tauchte Rhesus-negativ erst relativ spät zusammen mit den Cro-Magnon-Menschen auf.

Vor diesem Hintergrund zeichnet die moderne Anthropologie mittlerweile ein neues und sehr spannendes Bild der menschlichen Entwicklung. Denn aktuell wird die lineare „Out of Africa“-Hypothese von dem Bild einer multipolaren Welt abgelöst:

Einer Welt wie Mittelerde, in der die unterschiedlichsten Menschengruppen nebeneinander existiert haben:

Der europäische Neandertaler neben Denisova im Altai und Asien. Afrikaner, Homo habilis und die Pygmäen Afrikas. Paracas Langschädel, die Riesen Patagoniens und der Ohio-Mounds, Hühnen und Oger, sowie die Hobbits auf Flores.

Dieses Bild wird mittlerweile vor allem von der Paläogenetik unterstützt. Denn wir Menschen tragen bis heute die DNA dieser verschollenen Stämme in unseren Genen.

Die Menschheit ist demnach eine hybride Spezies.

So hat sich der Cro-Magnon nicht aus dem Neandertaler entwickelt. Vielmehr haben sich verschiedene unterschiedliche Varianten parallel und zeitgleich entwickelt, und die heutige Menschheit ist eine Durchmischung dieser menschlichen Gruppen. Vergleichbar dem Liger, dem Nachkommen von Löwe und Tiger.

Weltkarte und Meeresspiegel zur Zeit des Pleistozäns. © foodfibel.de, eigenes Werk.
Vor rund 20.000 Jahren war das Pleistozän auch geografisch eine andere Welt:
Eispanzer bedeckten den Norden. Die Sahara war grün. Die Meeresspiegel lagen weltweit 120 Meter tiefer als heute. Die Küstenbewohner kannten daher praktisch kein UVB, keinen Sonnenbrand, brauchten helle Haut für ihr Vitamin-D.
Die Küstenlinien waren deutlich verändert, und mitten im Atlantik erhob sich der mittelatlantische Rücken zu einem Inselkontinent.

In dieser Welt des Pleistozäns lebte der Cro-Magnon entlang der Atlantikküste. Rhesus-negativ mit Blutgruppe 0. Erhalten als Inselpopulationen der Guanchen, Berber und Basken.

Die Cro-Magnon überlebten das abrupte Ende der Eiszeit, die globalen Stürme des Younger Dryas vor 12.000 Jahren und das Noah-Event vor 6.000 Jahren im anatolischen Kaukasus.

Dort entwickelten sie als Kaukasier eine sesshafte Kultur mit Landwirtschaft. In der neuen Warmzeit des Holozäns wurden „die Söhne Noahs“ Züchter von Getreide und Gemüse. Die Blutgruppe A machte das neue Leben leichter und konnte sich zusammen mit der neuen Lebensweise ausbreiten.

Die Kaukasier brachten Pferde, Rad und Bronze mit dem Streitwagen bis nach Indien. Als Indogermanen waren sie die Gründungsväter von Schrift, Sprache, Sumer, Induskultur, Kelten und Germanen.

Als Skythen und nomadische Herdenhalter zogen sie in die asiatische Steppe und dort zeigte sich Blutgruppe B als besonders vorteilhaft.

AB0 ist daher ein Spiegel unserer Vergangenheit und eng verbunden mit der Lebensweise und Ernährung unserer Vorfahren.

Typ 0 – Jäger und Sammler

Junge fischt mit Speer. © teerapolp24, 123rf.com.
Blutgruppe 0 stellt die Weichen für ein Leben als Jäger und Sammler, mit einer Ernährung reich an Fisch, Fleisch und Gemüse.

Typ 0 verfügt über die stärkste Magensäure. Und die effektivsten Immun- und Abwehrwaffen gegen Würmer und Fleischparasiten: die Antikörper Anti-A und Anti-B.

Der sesshafte Typ A

Getreideernte. Frau trocknet Weizen, © anatols, #19093349 123rf.com .
Der Mensch wird sesshaft um Getreide anzubauen.

Mit den Dorfgemeinschaften kommen neue Krankheiten und neue Herausforderungen für das Immunsystem.

Für dieses neue Leben zeigt Blutgruppe A die meisten Vorteile, denn das A-Antigen ist eine sehr wirksame Waffe gegen bakterielle Infektionen.

Auch die neue pflanzliche Nahrung ist ein Problem, denn sie ist arm an Eiweiß. Typ A ist jedoch ein Meister, selbst pflanzlicher Nahrung ein Maximum an Protein zu entziehen.

Nomade und Typ B

Mongolischer Nomade mit Pferd, © Kairi Aun, #93729326 123rf.com .
Die Entstehung von Blutgruppe B lässt sich in die Steppen Zentralasiens zurückverfolgen.

In Zentralasien lebten Menschen erstmals als nomadische Herdenhalter und Tiere waren Reittier und Fleischlieferant.

Auch Käse und Milchprodukte wurden eine willkommene Ergänzung im Speiseplan. Und bis heute ist Blutgruppe B der einzige Typ, für den Milchprodukte lebenslang gut verträglich sind.

Mehr zum Thema Milch und Milchprodukte in meinem Beitrag auf Quora.de.

Halb & halb: Typ AB

Fahrradfahrer in der Stadt. © Oleg Evseev, 123rf.com .
Blutgruppe AB ist die jüngste und eine sehr moderne Blutgruppe. Sie entsteht durch das eher zufällige Aufeinandertreffen der Typen A und B.

Das Problem:

Während die Typen A, B und 0 in sich stimmige Gesamtpakete darstellen, schafft die zufällige Kombination der Eigenschaften von A und B eine Reihe ungewollter Effekte.

Und dies hat erheblich Auswirkungen auf diverse Körperfunktionen. Von der Blutgerinnung bis hin zur Verträglichkeit von Lebensmitteln und der Interaktion mit den Nahrungslektinen.

Warum lese ich darüber nichts in der Zeitung?

Die Wirkung von Lektinen in der Nahrung und die Verbindung zu den Blutgruppen ist seit vielen Jahrzehnten dokumentiert und bekannt.

In Japan ist die Vorstellung von Typ und Persönlichkeit eng mit der Blutgruppe verbunden. Die Angebote für die vier Blutgruppen reichen von Lebensmitteln, Datingplattformen bis zum Badezusatz.

Das Standardwerk von Peter D’Adamo „Eat Right 4 Your Type“ ist mittlerweile rund 20 Jahre alt. Trotzdem findet das Thema in den Medien nicht statt.

Die Gründe sind vielfältig und sicherlich auch in der Natur des Menschen begründet, denn der Mensch liebt die Dinge so wie sie sind.

Auch bedeutet ein Umdenken in Ernährungsfragen immer auch ein Eingeständnis, dass man bisher falsch gelegen hat.

Dr. Steven Gundry im KTLA TV Morning News. Screenshot.
Der frühere US-Chef-Kardiologe Steven Gundry MD entschuldigt sich bei seinen Patienten für Jahrzehnte falscher Ernährungsempfehlungen und erklärte ganz öffentlich: „Sorry, I was wrong“.

Dieses Eingeständnis ist für Experten besonders schwer, wenn sie noch in Amt und Würden sind, und dies auch bleiben wollen.

Aus diesem Grunde muss der wissenschaftliche Fortschritt stets und immer wieder gegen die Kollegen vom eigenen Fach erkämpft werden. Heute wie damals:

  • Die Probleme von Kepler und Galileo sind bekannt, als sie die Sonne in den Mittelpunkt des Weltbildes rückten.
  • Charles Darwin traute sich erst zum Lebensende mit seiner Evolutionstheorie an die Öffentlichkeit. Weil er wusste, was ihn erwarten würde.
  • Robert Koch wurde von seinen Kollegen verlacht, als er von Bakterien und Hygiene sprach.
  • Alfred Wegener wurde von sämtlichen Geologen verlacht und ausgebuht, als er die Kontinentaldrift vorstellte.
  • Geologen wie Robert Schoch datieren das Alter der Sphinx auf 12.000 Jahre und älter, während Ägyptologen bis heute auf ihrer Timeline beharren.
  • Kristian Birkeland lieferte mit der Plasma-Kosmologie ein funktionierendes Modell des Universums.
  • Während die Astrophysik bis heute Dunkle Materie postuliert, damit ihre Modelle funktionieren.
  • Nobelpreisträger Luis Alvarez musste seine Einschlagtheorie zum Aussterben der Dinosaurier gegen massive Widerstände erkämpfen. Vor allem deshalb, weil die meisten Fachleute bereits mit eigenen Erklärungen zum Ende der Dinosaurier in der Öffentlichkeit standen.
  • Nobelpreisträger Otto Warburg erklärte Krebs mit dem Versagen von Mitochondrien und Sauerstoff-Zellatmung. Trotzdem werden in der Krebstherapie bis heute so gut wie keine physiologischen Ansätze verfolgt.

Die Toronto-Studie: Fake Science?

Ein gutes Beispiel für den wissenschaftlichen Widerstand gegen ein Umdenken ist auch die oft zitierte Toronto-Studie. Sie behauptet, den Zusammenhang von Blutgruppe und Ernährung widerlegt zu haben.

Konkret wurde in dieser Studie der Universität von Toronto die Ernährung von 1.455 Studenten begleitet.

Fastfood Burger, Pommes, Cola, Pizza, Hotdog, Ketchup, Popcorn.© Anna Zasorina 123rf.com.
Im Verlauf der Toronto-Studie haben die Probanden die gleichen Dinge essen dürfen wie zuvor. Mit dem Unterschied, dass sie dies in einer Checkliste anzukreuzen hatten.

In der Auswertung erhielten die verzehrten Lebensmittel positive oder negative Wertungspunkte. Je nachdem, ob ein Lebensmittel positiv oder negativ für die jeweilige Blutgruppe gelistet ist. Diese Plus- und Minuspunkte wurden dann zu einem Punkte-Score addiert.

Abschließend wurden die Punkte-Scores mit den Messwerten für Insulin, Cholesterin und Trigyceriden verglichen. Und dabei zeigte sich kein Zusammenhang zwischen Punktebilanz und den Blutparametern.

Doch ist das verwunderlich?

Kritik am Studienkonzept

Bereits das Konzept der „Studie“ irritiert, denn letztlich ist ja kein Proband der Blutgruppen-Ernährung gefolgt. Jeder Teilnehmer hat das Gleiche gegessen wie zuvor.

Dagegen hätte ich erwartet, dass eine Testgruppe zumindest alle schädlichen Lebensmittel meidet. Und eine Kontrollgruppe isst normal weiter. Dann wird verglichen.

Statt dessen wurde nur das Punkte-Verhältnis von positiven und negativen Lebensmitteln bestimmt. Und dies zeigt, wie wenig die Studie das Prinzip verstanden hat oder verstehen wollte. Denn wird eine Zigarette gesünder, wenn ich anschließend ein Glas Holundersaft trinke?

Ein zweiter Kritikpunkt an der Studie besteht in den erfassten Messwerten, die ja ausschließlich die klassischen Parameter wie Fett und Blutzucker betrachten. Wie bei einer Abnehm-Diät.

Die Blutgruppen-Ernährung ist jedoch keine klassische Abnehm-Diät, sondern ein Gesundheitsprogramm, das Entzündungswerte verbessert, das Mikrobiom fördert, die Nieren entlastet, Blut und Gefäße schützt.

Sollte man da nicht eher diese Parameter messen und zur Auswertung heranziehen?

Pizza, Keks und Tropenfrüchte?

Der dritte Kritikpunkt betrifft die Checkliste der Lebensmittel selbst. Schließlich werden ja die Wertungspunkte nach dieser Liste vergeben.

Doch was ist davon zu halten, wenn in der Checkliste statt konkreter Zutaten sehr viel Allgemeines anzukreuzen ist? Wie zum Beispiel „Pizza“, „Hamburger“, „Muffins“, „Kekse“ oder „Tropenfrüchte“?

Was sind denn die „Tropenfrüchte“? Ananas, Mango oder Bananen?

Es ist kaum zu glauben, doch die Fruchtsorten werden in der Liste überhaupt nicht unterschieden.

Für die Studie macht es keinen Unterschied ob Ananas, Mangos oder Bananen gegessen werden. Die teils völlig konträren biochemischen Profile der verschiedensten Tropenfrüchte werden völlig ignoriert.

Das gleiche bei den „Muffins“: Sind sie mit Ei? Butter? Weizenmehl?

Und was für einen Belag haben Pizza und Burger? Was für einen Teig und Öl?

Burger Zutaten frei schwebend. © Kidsada Manchinda  123rf.com.
Welche Zutaten hat der Burger? Rind oder Chicken? Dinkel, Weizen, mit oder ohne Sesam? Auch die Beilagen Tomate, Käse und Ketchup mit Zucker und Essig werden in der Auswertung gar nicht berücksichtigt.

Hier nachzulesen: der direkte Link zur Lebensmttel-Liste der Toronto-Studie.

All dies hat nichts mit Blutgruppen-Ernährung zu tun. Obwohl die Bücher von D’Adamo in den Referenzen der „Studie“ angeführt werden. Es hätte vermutlich nicht geschadet sie auch zu lesen.

Mit Absicht falsch, oder einfach nur unwissend?

Studien dieser Art sind prägend und machen Meinung. Sie werden im Internet zitiert und als Schlagwort verbreitet. Denn wer macht sich schon die Mühe und liest den Methodenteil einer englischsprachigen Studie im Original?

Die Toronto-Studie stammt von 2014. Doch das Internet vergisst nicht und so wird sie uns noch lange erhalten bleiben. Auch wenn die Autoren von damals die Sache vielleicht längst anders sehen.

Probenröhrchen mit Label im Biochemielabor und eine individueller Genkarte. © Foodfibel.de
Die Biochemie und Zusammenhänge von Genetik, Antigen, AB0 und Sekretor erscheinen oftmals sehr komplex und wirken sehr technisch. Insbesondere im Kontext von Essen und Genuss.

Auf der deutschen Wikipedia wird der Zusammenhang von Ernährung und Blutgruppen daher als „esoterisch“ bezeichnet. Dabei ist es reine Physiologie und elementare Biochemie. Ein Beispiel:

Milch, Laktose und die Blutgruppen

Milch ist eine hochkomplexe Nährlösung für die ersten Lebensmonate von Säugetieren. Aus diesem Grunde nehmen erwachsene Säugetiere in der freien Natur ab einem gewissen Alter keine Milch mehr zu sich.

Auf Dauer werden die Wirkstoffe der Milch nämlich zu einem Problem. So zum Beispiel der Milchzucker Laktose.

Laktose ist ein Doppelzucker bestehend aus Glukose und Galaktose.

Für die Verdauung muss Laktose daher in ihre Bestandteile zerlegt werden. Geschieht dies nicht, wird Laktose von Darmbakterien zersetzt, was zu Verdauungsproblemen und Blähbauch führen kann.

Milch im Kaffee. © seventyfour74  123rf.com.
Zahlreiche Menschen vertragen keine Laktose, denn sie können den Doppelzucker nicht enzymatisch spalten. Sie sind laktoseintolerant.

Aber auch mit intakter Laktosespaltung kann Milchzucker zu einem Problem werden. Denn der Galaktose-Baustein in Laktose ist zugleich die funktionale Gruppe im Blutgruppe-B-Antigen.

Hast du dich schon einmal gefragt:

Warum ist in der Milch überhaupt Laktose? Warum nicht direkt Glukose als Energieträger? Oder vielleicht Maltose, der Doppelzucker mit zwei Teilen Glukose? Warum der umständliche Weg über Laktose?

Der Grund ist dein Immunsystem:

In den ersten Lebensmonaten stimuliert die Galaktose aus der Laktose bei Menschen der Blutgruppen A und 0 die Ausbildung von Anti-B Antikörpern.

Diese Immunprägung ist ein Schutz gegen bakterielle und virale Erreger. Führt dann aber zu Problemen, wenn lebenslang Milch mit Laktose getrunken wird. Schließlich werden mit der Milch immer wieder neue B-Antigene zugeführt. Was wiederum die Immunreaktionen ankurbelt und entzündliche Prozesse oder Autoimmun-Erkrankungen befördert.

Dieses Beispiel zeigt besonders deutlich, wie die Inhaltsstoffe von Lebensmitteln sehr direkt mit der Biochemie deiner Blutgruppe reagieren.

Gesünder durch typgerechte Ernährung

Als Biologe und Ernährungstherapeut besteht für mich kein Zweifel an der Relevanz und Bedeutung von Blutgruppe, Sekretorstatus, Gesundheit und Ernährung.

Eine effektive Ernährungstherapie und eine nachhaltige Gesundheitsvorsorge kommt daher nicht am Thema Blutgruppe vorbei. Und wer sich hier noch weiter einlesen möchte, dem kann ich an dieser Stelle die Blutgruppen-Bücher von Peter D’Adamo sehr ans Herz legen.

Wer seine Gesundheit schon hier und heute neu aufstellen möchte, dem empfehle ich das Programm typgerechter Ernährung:

  • Wie funktioniert typgerechte Ernährung?
  • Welche Faktoren bestimmen deinen Typ?
  • Was gibt es noch außer der Blutgruppe?

Weiterlesen:

Autor: Frank Lewecke

Frank Lewecke ist Diplom-Biologe, Gründer und Autor von Foodfibel.de.

Als Ernährungstherapeut gilt sein Augenmerk der Gesundung von Menschen durch funktionale Medizin und typgerechte Ernährung.

Biologie-Studium an der Universität Bayreuth. 1989 Vordiplom in Biologie und Physiologie. 1993 Biologie-Diplom in Genetik, Mikrobiologie, chemischer Ökologie und Toxikologie. 1994 Doktorand im DFG Graduiertenkolleg an der medizinischen Klinik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. 1995 Freiberuf, Publikationen, Fortbildungen, Ayurveda. 2016 Gründung der Foodfibel. 2018 Entwickler der Foodfibel App.

Im Radio Live-Talk:

Frank Lewecke zu gesunder Ernährung.

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